Kunst im öffentlichen Raum in Neustrelitz schafft Kommunikation mit Baukultur
Mecklenburger Künstler gestaltet Sitzbank mit lebensgroßer Porträtfigur von Landesbaumeister Friedrich Wilhelm Buttel Am Friedrich-Wilhelm-Buttel-Platz in Neustrelitz wird am Mittwoch, dem 12. April 2023, eine künstlerische Sitzbank mit einer lebensgroßen Porträtfigur des Strelitzer Landesbaumeisters Friedrich Wilhelm Buttel (1796-1869) eingeweiht. Der Bildhauer Jan Witte-Kropius aus Neu Karin (Mecklenburg-Vorpommern) hat das Kunstwerk aus Stein und Bronze im Auftrag der Residenzstadt Neustrelitz gestaltet. Es ist mehr als ein Denkmal für den großen Baumeister, der 48 Jahre lang die Architektur der Residenzstadt geprägt hat. Im stadthistorischen Bereich unweit des Schlossgartens und des Stadtzentrums lädt die zwei Meter lange Sitzbank aus Granit Passanten und Touristen dazu ein, an der Seite des Baumeisters Platz zu nehmen. Neben einem „Selfi“ mit Lokalkolorit kann auch ein anregendes „Zwiegespräch“ über die außergewöhnliche Baukultur in Neustrelitz entstehen, die die Residenzstadt ihm verdankt. Der Architekt entwickelte eine Synthese aus gotischen und klassizistischen Elementen, um eine seiner Zeit angemessene Formensprache zu finden. Buttel plante und baute die Schlosskirche von 1855-59 im Auftrag Großherzog Georgs von Mecklenburg-Strelitz. Mit dem typischen gelben Backstein, den vielfältigen neugotischen Formen und Verzierungen ist sie ein charakteristisches Beispiel für die Kunst des Landesbaumeisters. Seine Ausbildung bei Karl-Friedrich Schinkel findet ihren Niederschlag in der unweit gelegenen Orangerie, die Buttel um 1840 zu einem der schönsten klassizistischen Gartensalons Norddeutschlands umgestaltete. Im Neustrelitzer Schlossgarten sind der Hebetempel und der Marstall weitere bekannte Zeugnisse des Wirkens Buttels. Im Stadtzentrum widerspiegeln unter anderem das Rathaus, der Turm der Stadtkirche, die Kaserne, der Kornspeicher und das Wäschespülhäuschen am Hafen sein bedeutendes Können und sein unermüdliches Schaffen.
Das Kunstwerk Die Bronzefigur von Jan Witte-Kropius zeigt Friedrich Wilhelm Buttel als selbstbewussten, erfolgreichen jungen Mann, wie er ihn der Neustrelitzer Hofmaler Wilhelm Unger um 1830 auf einem Gemälde dargestellt hat. In der rechten Hand hält er einen Reißzirkel, der das Symbol der Baumeister und Architekten ist. Buttel sitzt auf einer stilistisch sachlichen Bank aus grauem Granit in der Formensprache der heutigen Zeit. Mit der Armlehne, auf die sich der Baumeister stützt, zitiert Witte-Kropius jedoch ein von Buttel 1845 geformtes Detail aus dem Säulenkapitell des Hebetempels. „Zwischen Schlosskirche und Orangerie schaut Buttel stolz und auch etwas fragend in das Schlossareal und die heutige Zeit – man mag sich neben ihn setzen“, so Jan Witte-Kropius.
Jan Witte-Kropius wurde im Ergebnis einer Ausschreibung und nach Auswahl durch eine Bewertungskommission der Stadt Neustrelitz mit der Realisierung beauftragt. Die Kosten des Projekts betragen rund 30.000 Euro. In die Finanzierung fließen Mittel aus dem Vertrieb des Bildbandes „30 Jahre Stadtsanierung in Neustrelitz“ ein. Das Spendenaufkommen daraus beträgt rund 3.600 Euro.
Friedrich Wilhelm Buttel geboren am 1. Dezember 1796 in Zielenzig bei Frankfurt(Oder); Sohn eines Maurermeisters; Maurerlehre; Armeedienst bis 1816; Studium der Mathematik und Architektur in Berlin unter anderem bei Karl-Friedrich Schinkel; Zeichenunterricht bei Gottfried Schadow; 1819 Prüfung als Baukondukteur; anschließend Arbeit am Berliner Dom; Bauführung an der Neuen Wache Berlin; 1820-1869 Landesbaumeister Mecklenburg-Strelitz in Neustrelitz; Planung, Durchführung und Überwachung der Baumaßnahmen im Großherzogtum; Studienreisen Deutschland, Zürich, Paris, London; technische Erfindungen für Ziegelherstellung, Ofenbau; Entwicklung der geteerten Dachpappe; 1869 Freitod in Neustrelitz
Bauwerke in Neustrelitz, Auswahl: Rathaus, Stadtkirchturm, Orangerie, Schlosskirche, Marstall, Marienpalais, Carolinenpalais, Landgerichtsgebäude, Flügelanbau Schloss, Hebetempel, Wäschespülhäuschen, Kaserne, Kornspeicher, Kirche Zierke, Kammerkanal, Hafen, Friedhofskapelle, gärtnerische Anlage Marktrondell; des Weiteren im Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz zahlreiche Kirchenneubauten/-umbauten/Restaurierungen, Profan- und Wirtschaftsgebäude, Straßenbau
Jan Witte-Kropius geboren 1959 in Rostock; 1981-1984 Studium an der Fachschule für Angewandte Kunst Heiligendamm, Fachrichtung Stadtbildgestaltung/Architektur-Design (Diplom); 1984-1986 Arbeit als Stadtbild–Designer in Projektierungsbüro, seit 1986 freischaffend als Designer und Künstler; seit 1992 Mitglied im Brandenburger Verband Bildender Künstler, BBK; 2001-2006 Dozent für Gestaltungsgrundlagen und Naturstudium an verschiedenen Bildungseinrichtungen; seit 2004 Mitglied im Künstlerbund Mecklenburg-Vorpommern e.V., BBK; 2010-2012 Sachverständigenausschuss Kunst am Bau des Landes Mecklenburg-Vorpommern; seit 2013 AG KUNST-KOOP, Kunstprojekt in Neu Karin; seit 2016 Künstlerprojekt ARTdeFAK; Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland; Teilnahme an Bildhauersymposien; Realisierung von Kunst im öffentlichen Raum und Kunst am Bau