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Brief an den Bürgermeister gewinnt Sprachpreis

Stadt Neustrelitz verleiht seit 25 Jahren Daniel-Sanders-Sprachpreis für Schülerinnen und Schüler

Annika Wloczyk aus Neustrelitz hat den Daniel-Sanders-Sprachpreis für Schülerinnen und Schüler 2024 erhalten. Die Schülerin einer 6. Klasse der IGS „Walter Karbe“ Neustrelitz nahm diese Auszeichnung der Stadt Neustrelitz auf der Festveranstaltung zur Preisverleihung am 11. März im Kulturquartier Neustrelitz entgegen. In diesem Jahr hatten sich 15 Schülerinnen und Schüler aus 6. bis 12. Klassen um den Preis beworben, der für Sachtexte vergeben wird.

Annika Wloczyk setzt sich in ihrem Text mit dem Thema „Schottergärten“ auseinander. In einem Brief an den Bürgermeister fordert sie ein Verbot solcher Gärten. Sie findet, Gärten sollten so vielfältig gestaltet sein, dass Insekten Nahrung finden, denn sie seien für die Bestäubung von Pflanzen wichtig. Pflanzen wiederum trügen zu einer besseren Luft in der Stadt bei. Annika argumentiert kurz, prägnant und authentisch und dem Zweck entsprechend. Sie handelt ihr Thema im Einklang mit der gewählten Textsorte ab. Das überzeugte die Sprachpreis-Jury. Laudator Christoph Poland hob die Übereinstimmung von Inhalt und Form hervor, die diesen Sachtext auszeichnet. Die Preisträgerin habe ihr Thema und ihre Absicht mit eigenen Worten sehr konsequent umgesetzt.

Eine Fördernde Anerkennung erhielt Richy Hahn, der eine 7. Klasse am Gymnasium Carolinum besucht. Auch er wählte die Form eines Briefes, und wendet sich an Adressaten beim NABU und im Stadtplanungsamt. Darin bedauert er das Verschwinden von immer mehr Lebensräumen für Insekten und Vögel in seinem Wohnumfeld.   

In diesem Jahr war das Spektrum der selbst gewählten Themen besonders breit, stellte Jurymitglied Christoph Poland fest. „Thema Nr. 1“ der eingereichten Texte war der Umweltschutz. Die Schüler schrieben außerdem über Themen, wie Glück, Lebenserfüllung und Gefühlsbindungen, zum Beispiel an das Fußballspielen. Auch das Singen von Liedern wurde zum Anlass genommen, um über Gefühle nachzudenken.

Die Stadt Neustrelitz verleiht den Daniel-Sanders-Sprachpreis für Schülerinnen und Schüler seit 25 Jahren. Der Preis würdigt den Sprachforscher, Lehrer und Demokraten Daniel Sanders (1819-1897), der Ehrenbürger der Stadt ist. Seit der ersten Preisverleihung im Jahr 1999 wurden 41 Kinder und Jugendliche mit dem Sprachpreis ausgezeichnet. Außerdem erhielten in dem Zeitraum 13 Mädchen und Jungen Fördernde Anerkennungen. Der Wettbewerb wendet sich an alle Schüler von Klasse 6 bis Klasse 11 an allgemeinbildenden Schulen, die auf dem Gebiet des Altkreises Mecklenburg-Strelitz wohnen und/oder zur Schule gehen. Literarische Texte sind nicht zugelassen. Eine ehrenamtliche Fachjury wertet die eingereichten Arbeiten aus und bestimmt die Preisträger.

Bürgermeister Andreas Grund bekräftigte anlässlich der Veranstaltung, dass der Sprachpreis ein wichtiges Anliegen der Stadt Neustrelitz bleibt, „denn wir werden Daniel Sanders auch weiterhin ehren und Schülerinnen und Schüler unterstützen, die die Sprache und das Schreiben als ihre ganz persönliche, besondere Ausdrucksmöglichkeit entdecken und entwickeln wollen."

Daniel Sanders: Sprachforscher, Lehrer, Demokrat

Daniel Sanders wurde am 12. November 1819 in Strelitz (heute Stadtteil Strelitz-Alt) als Sohn einer jüdischen Familie geboren. Nach dem Besuch der jüdischen Schule in Strelitz ging Daniel Sanders aufs Gymnasium Carolinum. Nach dem Studium in Berlin und Halle unterrichtete er in der jüdischen Freischule seiner Heimatstadt. Eine Stelle als Gymnasiallehrer war für den Juden Sanders unerreichbar. 1848 begründete Sanders den Strelitzer Reformverein mit, der sich im Herzogtum Mecklenburg-Strelitz für die Demokratisierung der Gesellschaft einsetze. Zusammen mit dem Dichter Adolf Glaßbrenner gab er die Zeitschrift „Blätter für freies Volksthum“ heraus. Nachdem die jüdische Schule in Strelitz 1852 geschlossen worden war, widmete sich Sanders ganz der Lexikografie und Sprachforschung. Er gab ein dreibändiges „Wörterbuch der Deutschen Sprache“ heraus, das  insbesondere den praktischen Sprachgebrauch im Blick hatte. Dieses umfangreiche Werk und seine zahlreichen nachfolgenden Schriften und Veröffentlichungen haben bis heute Gültigkeit. Doch die akademische Anerkennung blieb Sanders aufgrund seiner jüdischen Abstammung zu Lebzeiten weitgehend versagt. Judenfeindlicher Klischees wurden bemüht, um Sanders herabzusetzen, was sich bis in das 20. Jahrhundert hinein fortsetzte. Von seiner Vaterstadt Strelitz wurde Sanders 1889 zum Ehrenbürger erklärt, jedoch strichen die Neustrelitzer Nazis Sanders wieder von der Ehrenbürgerliste. Dieses Unrecht wurde 1997 revidiert.

Unser Foto: 
Preisträgerin Annika Wloczyk (Mitte) mit Bürgermeister Andreas Grund (links) und Jurymitglied Christoph Poland (rechts). Foto: Stadt Neustrelitz/W. Baganz